3. Festival der Philosophie: "Wie viel Vernunft braucht der Mensch?" von 11.-15.April 2012

 Der Eintritt der Dunkelheit lässt die italienische „Notte Bianca“ im mittelalterlichen Herzen der Stadt ausbrechen und startet ein „crescendo“ von Vorträgen, Diskussionen, szenischen Lesungen, Filmen, Philosophischen Cafés, Gesprächs-Konzerten, Ausstellungen, Kabarett und Philo-Zauber. Wird es reichen, um den „homo oeconomicus“ in einen Nachdenk-Rausch zu versetzen?

Wunderschöne historische Gebäude dieser Stadt – Künstlerhaus, Leibniz-Haus, Marktkirche St Georgii et Jacobi, Neustädter Hof- und Stadtkirche St. Johannis, Rathaus, Welfenschloss – werden zur Festivals-Bühne. Und auf den Spuren von vielen vernünftigen sowie vernunft-kritischen Menschen: Hypatia, Kant, Pascal, Nietzsche, Fichte, Lou Andreas-Salomé, Shakespeare bauen wir Brücken zu anderen Kulturen und Horizonten genau wie zu uns selber.

Gäste u.a.: Annemarie Pieper • Hans Ulrich Gumbrecht • Tomáš Sedláček • Reinhard Brandt • Chris Jarrett • Petra Bahr • Christian Illies •Wenchao Li • Anne Le Bozec • Patrick Bahners • Hans Joas • Harald Welzer • Friedhelm Kändler • Andino • Hinderk Emrich • Szymanowski Quartett


Programmauswahl

Download
Programm3.Festival.pdf
Adobe Acrobat Dokument 294.8 KB

Download
Finale.pdf
Adobe Acrobat Dokument 95.8 KB
Download
finaleretro.pdf
Adobe Acrobat Dokument 79.5 KB

Donnerstag 12.04.12 um 21 Uhr, NOTTE BIANCA - Historisches Museum Hannover, Pferdestr. 6, 30159 Hannover

Tomáš Sedláček

Vortrag in englischer Sprache

"Homo Oeconomicus vs. Animal Spirits" – One is an extreme of "god‐like" rationality, the other its exact opposite. Both are economic terms. Where does economy stand? 

Mit seinem Buch "Die Ökonomie von Gut und Böse" rüttelt der Star-Ökonom aus Prag an den Grundannahmen der herrschenden Wirtschaftswissenschaft.

"Ich denke, es gibt ein Leben nach dem Wachstum", sagte er kürzlich in einem Interview, und: "Das Bruttoinlandsprodukt kann künftig kein Maßstab mehr für Fortschritt sein." In seinem Buch schreibt er: "Die Ideengeschichte hilft uns dabei, uns von der intellektuellen Gehirnwäsche unseres eigenen Zeitalters zu befreien, durch die geistige Mode des Tages zu blicken und ein paar Schritte zurückzutreten."

Sedláček holt weit aus – bis zum Gilgamesch-Epos und zum Alten Testament. Langeweile ist trotzdem nicht zu befürchten – in Tschechien wurde "Die Ökonomie von Gut und Böse" sogar im Theater aufgeführt.

 

Do 12.04.12 um 21 Uhr, Leibnizhaus „Von Orpheus zum Logos“

Menschen, die sich lebenslänglich bilden, übernehmen auch Verantwortung in der immer neuen Gestaltung der Vernunft „in“ der Geschichte, im Leben der Demokratie. Wir bewundern diejenigen, die wie Steve Jobs so beweglich sind, dass sie immer die richtige Form finden, etwas Größeres und Allgemeineres als ihr Ich zu beschützen und zu bereichern. Sie leben genauso intensiv, wie die Helden von Shakespeare, die nur ein für alle Male sterben („Der Feige stirbt schon vielmal, eh er stirbt. Die Tapfern kosten einmal nur den Tod“ sind die letzten Worte von Caesar in der gleichnamigen Tragödie). Woher kommt diese Spannung? Und worauf ruht die Gewissheit, zur Vernunft in der Geschichte beizutragen?

 

Begrüßung:Dott. Giampaolo Ceprini ,

   Italienischer General‐Konsul

Moderation:   Dr. Dieter Krohn

(Philosophisch-Politische Akademie e.V. – PPA)

 

"Five Songs of Night" von Dietmar Hübner

Sopran Michaela Rams, am Flügel: Claudia Rinaldi

 

Five Songs of Night sind ein Liederzyklus für Sopran und Klavier in erweiterter Tonalität und strenger Formgebung. In charakteristischen Taktarten von 5/8 bis 9/8 zeichnen sie Bilder von fünf verschiedenen, halb mythischen, halb realen Frauengestalten. Die spätimpressionistischen Stücke mit eigenen Texten wurden im März 2010 in Bonn uraufgeführt. (Dietmar Hübner arbeitet seit August 2010 als Philosoph an der Universität Hannover und ist zudem als freier Autor und Komponist tätig).

 

Monika Antes liest aus ihrem Buch

über Dino Campana:

Zwischen Traum und Wirklichkeit

für die Italienische Lesung: Luca Emanueli

 

Prof. Dr. Carl-Hans Hauptmeyer (LUH):

Vernunft in der Geschichte

22 Uhr Pause

22.15 Dr. Georgios Terizakis (TU Darmstadt):

Die Rolle der Intellektualität im Bologna-Prozess

 

Dr. Salvatore Principe (Napoli):

Fichte zwischen Vernunft und Esoterik

 

Dr. Jakub Mácha (Brno/Brünn):

Unbeantwortbare Fragen 

 

 Das Festival der Philosophie ist ein einmaliges Event auf deutschem Boden, nach dem Geist des „Festival di Filosofia“ von Modena und kommt schon in seiner dritten Auflage. Allen - und nicht nur Erwachsenen - bietet es Veranstaltungen der verschiedensten Art an: mal wird die Vernunft auf die Anklage-Bank gesetzt, mal gelobt, mal neu definiert.

Es kommen namhafte Philosophen aus der ganzen Welt (Hans Ulrich Gumbrecht, Annemarie Pieper, Hans Joas, Christian Illies usw.), die dialogisch miteinander oder mit Musik und Kunst, das Porträt einer noch vertretbaren Vernunft zu zeichnen.

Die Rolle der Vernunft wird nicht rein intellektuell präsentiert, sondern durch Kunst: im Kabarett, in Lesungen, in Theater-Stücken, in Filmen, in Gesprächs-Konzerten, Kunstausstellungen: „Bilder vom Ja und vom Nein“; „Schlaf der Vernunft“ usw.

Und alle diese Veranstaltungen finden in wunderschönen historischen Gebäuden, voller Tradition und Aura, statt, die unsere internationalen Gäste mehr anziehen als hohe Honorare (Kuppel-Halle im Neuen Rathaus, Leibniz-Haus, Welfenschloss, Marktkirche, Cumberlandsche Galerie usw. ). Weil der Ort nicht neutral ist, er gibt mehr als nur einen Rahmen oder eine Kulisse: der Ort interagiert zu einem Gesamtkunstwerk aus Worten, Tönen, Farben und Steinen und macht Geschichte: Wie zum Beispiel der Vortrag von Franco Volpi in der Cumberlandschen Galerie 2008 unvergesslich bleibt.

 

Oft ist auch Selbstbeteiligung vorhergesehen: in Philosophischen Cafés, im Netz (facebook: Gruppe Festival der Philosophie, in Poetry Slam. Sogar aus den geschlossen Abteilungen der JVA möchte man Beiträge über die Vernunft sammeln.

 

300 Kinder der Grundschulklassen werden Luftballons mit den LehrerInnen des Studienseminars für Philosophie Hannover und Stadthagen steigen lassen, und an die Luftballons werden viele Fragen über die Vernunft angebunden.

 

Vernunft ist ein sehr wandelbarer Begriff, von Natur aus sucht jede Generation einen neuen und findet vielleicht einen noch älteren, mit Hilfe der Sprache anders verpackt, vermarktet und verkauft. Vernunft hat mit Verstand, aber auch mit Freiheit und Willen zu tun. Nach der Vernunft des Schönen und des Gemeinsinns rutscht die Menschheit immer stärker in die Diktatur des Möglichen und des Machbaren. Nach den vier Aristotelischen Gründen landen wir mit Leibniz bei einem einzigen „zureichenden Grund“ und wir kommen zum heutigen Tag, wo die Handlung allein vom ökonomisch Möglichen begründet und gerechtfertigt wird.

Es gibt auch große kulturelle Unterschiede zwischen dem Vernunft-Begriff im Norden und im Süden.

Vielleicht gelingt es einem, statt der ständigen Suche nach neue Normen für die Anderen, mehr Vertrauen in sich und die Anderen aufzubauen und neue Lust an der Vernunft zu entdecken, alte Tricks zu entpuppen und an den individuellen und sozialen Folgen einer blinden Akzeptanz einer konventionellen „Vernunft“ zu zweifeln.

Sind wirklich das Unmittelbare, die einfachste Lösung und die einzige sichtbare Möglichkeit das Vernünftigste? Mühe, Dauer sind wichtige Begleiter der Vernunft, um Welt nicht zur Umwelt herunter zu stufen.

Nur sobald wir die Vernunft in uns verortet haben, können wir die Frage beantworten:

Wie viel Vernunft braucht der Mensch? Und der Schritt von passiven Individuen zum aktiven Gestalter der Geschichte ist nicht so fern.

 

Der Spielraum der Vernunft ändert sich mit dem Objektfeld und lässt sich schlecht gendern: sie ist nicht weiblich oder männlich, sondern vom Kopf oder Herzen, persönlich oder sozial, und deren Konflikten. Man kann akzeptieren mit ihre eigene persönlicher Vernunft zu opfern (Sokrates, Hypatia), für die Vernunft des Gesetzes des Ganzen. Und ein anderes Mal ist der Konflikt schon zu spät.

 

Seit der Amerikanischen und der Französischen Revolutionen ist die offene Sklaverei von Mensch zu Mensch abgeschafft worden, aber die versteckte Sklaverei gegenüber Institutionen und Märkten ist gewachsen, ... wo auch Menschen sind.

Eigentlich fällt, wer sich für ein Opfer-Täter-Modell entscheidet, auch leichter in die Gegenrolle.

 

Es gab in der Vergangenheit schon hoch vernünftige und künstlerische Menschen, die uns immer noch ansprechen können: Pascal, Shakespeare, Madame Meck zwischen Tschaikowski und Debussy, ... die werden auch durch das Festival begleiten.

Il Festival der Philosophie di Hannover, nato nel 2008 su modello di quello di Modena, si tiene ogni due anni ed è giunto alla sua terza edizione. 

Motto ne è la domanda: di quanta ragione ha bisogno l’uomo?

Il Festival parte dall’analisi dell’ uomo economico per diventare poi una festa della ragione con ospiti internazionali :

Annemarie Pieper, Hans Ulrich Gumbrecht, Tomáš Sedláček, Reinhard Brandt, Chris Jarrett, Christian Illies, Wenchao Li, Anne Le Bozec, Patrick Bahners, Hans Joas, Harald Welzer, Friedhelm Kändler, Andino, Hinderk Emrich, il Quartetto Szymanowski ecc.

All’imbrunire scende una Notte Bianca nel cuore medievale della città, esposta così ad un „crescendo“ di relazioni, discussioni, letture, film, concerti, caffé filosofici, mostre, poetry slam, cabaret e magie filosofiche. Ma ce la farà tutto questo a ricondurre l’uomo economico all’arte/al piacere della ragione?

Edifici d’epoca come il Municipio, le Chiese, il castello dei Guelfi diventano scenografie di discorsi-spettacolo sul ruolo dell’intellettuale nella società come della nascita della ragione da miti orfici. E sulle orme di uomini di ragione e di critici della ragione (Ipazia, Kant, Pascal, Nietzsche, Fichte, Leibniz, Hildegard von Bingen, Lou Andreas-Salomé, Tchaikowsky, Shakespeare) scopriamo nuovi orizzonti culturali e la nostra propria identità.